Erhalt des Kulturerbes im Wandel der Zeit
Vor der politischen Wende von 1989 konnte unter den Bedingungen des totalitären kommunistischen Regimes die Pflege der kirchlichen Baudenkmäler relativ gut durch die kirchliche Verwaltung organisiert werden. Damals gab es in der Bauabteilung des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. eine Handwerkergruppe, die die Arbeiten vor Ort, zusammen mit den meist ungelernten Kräften der Gemeinden, durchgeführt hat.
Mangelnde Ressourcen
Unter den Bedingungen der heutigen Marktwirtschaft kann dieses Modell nicht mehr vergleichbar effizient funktionieren, da die Erwerbsmöglichkeiten, die sich gut qualifizierten Arbeitern bieten, schwerlich von der kirchlichen Verwaltung auf Dauer geleistet werden können. Die Diasporasituation der siebenbürgischen evangelischen Kirche, zahlreiche Rückgaben von enteigneten Immobilien an die Kirche, die Liberalisierung des Arbeitsmarktes nach Rumäniens Beitritt zur EU und andere Faktoren der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation in Rumänien überfordern den vorhandenen kirchlichen Verwaltungsapparat, vor allem weil dieser vornehmlich auf die seelsorgerliche Betreuung der Gemeinden ausgerichtet ist.
Kooperationen mit der Kirche
In den Bereichen bautechnischer, denkmalpflegerischer und tourismusfördernder Leistungen haben Stiftungen, Vereine oder GmbHs wesentlich bessere Entfaltungsmöglichkeiten. Solche Aktivitäten mit technischem und wirtschaftlichem Charakter können durch unsere Stiftung, möglicherweise auch gewinnbringend, in enger Zusammenarbeit mit der Kirchenleitung, zum Schutz des Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen organisiert werden.
Kultureller Wert des Kulturerbes bleibt
Nachdem in vielen ländlichen Ortschaften durch die Auswanderung der sächsischen Dorfbewohner die Kirchen kaum noch gemäß ihrer ursprünglichen Bestimmung als Gotteshäuser genutzt werden, bleibt doch ihr kultureller Wert, im Sinn der eingangs beschriebenen Perspektive, bestehen. Allerdings hängt ihr Denkmalcharakter – ihre Botschaft – auch mit dem Erhaltungszustand zusammen. Einige wichtigere Baudenkmäler, wie z.B. die Kirchenburgen in Birthälm, Tartlau, Deutsch-Weißkirch, Wurmloch, Heltau, Trappold und Honigberg, wurden in den letzten Jahren zunehmend sowohl von Einzeltouristen als auch von Busreisegruppen besucht. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, ist es nötig, das touristische Angebot zu vereinheitlichen und vor Ort über Informationstafeln sowie gedruckte Publikationen dem Besucher die nötigen Auskünfte zu vermitteln, da andernfalls der Eindruck von mangelndem Interesse und Inkompetenz entstehen könnte. Wie ein solches Aufgabenfeld effektiv umgesetzt werden kann, ist bei den Moldauklöstern zu sehen, wo der von Nonnen verwaltete Massentourismus vielerorts annähernd reibungslos funktioniert.